Unsere Ziele & Argumente
Zielsetzungen:
– Beide Fahrtrichtungen am Hirschbrunnen offen lassen
– Keine Umleitung des Verkehrs ins Wohngebiet
Dabei wollen wir konstruktiv mitarbeiten bei der Neugestaltung des Bereichs Hirschbrunnen bis Rosenplatz und konkrete Gestaltungsvorschläge machen.
Begründung
1. Ausgangslage
- Die Verkehrszählung erfolgt im Juli 2020 während der Pandemie – neben verbreitetem „homeoffice“ waren z. B. Kindertageseinrichtungen nur für die Notbetreuung geöffnet.
- Es wurden 2.200 Fahrten über den Platz registriert.
- Zum Vergleich die alternativen Zufahrten in den Südwesten Kemnats: 800 Fahrten über die Reyherstraße; 450 Fahrten über die Friedhofstraße
- Nach Entfall der Variante 3 (Vollsperrung) steht aktuell die einseitige Sperrung der Ausfahrt aus dem Wohngebiet (Variante 2) zur Diskussion.
- Nach Angaben der von der Verwaltung beauftragten Gutachter erhöht eine einseitige Sperrung den Verkehr in allen untersuchten Straßen im Wohngebiet im Südwesten – vor allem Reyherstraße (und damit verbunden Friedrichstraße) und südliche Panoramastraße.
überwiegende Mehrzahl (knapp 2/3) der Zu- und Abfahrten in die Anwohnerstraßen im Südwesten Kemnats über den Hirschbrunnen.
2. Verkehrs- und Lärmbelastung
- Bei einer Sperrung der Ausfahrt aus dem Wohngebiet werden täglich mindestens 1.100 Fahrten in Anwohnerstraßen umgeleitet.
- Die Umwege über die verschiedenen Umfahrungsmöglichkeiten betragen je nach gewähltem Weg und Abfahrtsort meist zwischen 100 Metern und 800 Metern je Fahrt.
- Schon bei einem durchschnittlichen Umweg von nur 350 Metern und 1.100 bis 1.200 umgeleiteten Fahrten entsteht Mehrverkehr von rund 400 km täglich – das heißt, im Interesse einer einseitigen Sperrung am Hirschbrunnen wird täglich ein Strecke von zwei Fahrten nach München zurückgelegt.
- Aus diesem Mehrverkehr resultiert eine signifikante Umweltbelastung mit Feinstaub, CO2, sonstigen Schadstoffen und Lärm.
- Es droht angesichts des zusätzlich geplanten Gewerbegebiets im Süden (Scharnhausen) und steigender Mobilität der Bevölkerung weiterer Mehrverkehr.
- Nicht gezählt wurde der bereits bisher bestehende „illegale“ Verkehr über den Unteren und Oberen Haldenweg, der im Fall der Sperrung zunehmen wird.
Insgesamt ergibt sich eine verstärkte Belastung der Anwohnerstraßen im Südwesten.
3. Mehrverkehr und Risiken
- Die Belastung der Wohnstraßen wird sich besonders in den Morgenstunden ergeben, da die Anwohner zur Arbeit oder sonstigen Erledigungen aufbrechen. Dies wird vor allem in der Reyher-/Friedrichstraße und der Seiten-/Häslach-/Friedhofstraße spürbar: Beide Ausfahrten aus dem Wohngebiet sind eng, das Abbiegen auf die Hauptstraße gelingt öfter nicht ohne Risiko. Es sind Rückstaus zu erwarten bzw. gefährliche Situationen.
- Die Panoramastraße (über Birkacher- / Seiten- / Hohenheimerstraße) wird von Fahrern genutzt werden, die ein schnelleres Vorankommen erwarten: Damit erhöht sich die Unfallgefahr einerseits an der Grundschule (Fahrbahnverengung, unübersichtliche Kreuzung) und in den Kreuzungsbereichen (wie Hohenheimer-/Panoramastraße) sowie mit Fußgängern und Radfahrern.
- Es ist nicht abzusehen, ob sich die Fahrer eher (A) für die kürzesten Wege durch die „kleinen“ Anliegerstraßen entschließen oder (B) sich die Panoramastraße als Umgehungsstraße etabliert. Die verschiedenen Anwohnergruppen sollten auch nicht gegeneinander ausgespielt werden – der Mehrverkehr ist vollständig vermeidbar.
Die Belastung der Anwohnerstraßen aus Verlagerung von Verkehr und Schaffung von Zusatzverkehr ist objektiv und berechenbar – schwerer zu bewerten ist die Sorge in den Familien, dass die Unfallgefahr mit Grundschulkindern erhöht wird – (fast) alle betroffenen Straßen sind ausdrücklich als Schulwege empfohlen.
4. Auswirkung auf Gastronomie und Handel
- Die trotz beengter Verhältnisse gut funktionierende Außengastronomie des griechischen Lokals in der Friedhofstraße wird durch den Mehrverkehr unattraktiver gemacht – die in Aussicht gestellte „grüne Achse“ von dem Gebiet des Spielplatzes in der Pfarrstraße hin zum Friedhof wird unrealistisch.
- Der südlich der Sperrung befindliche Bioladen „Radieschen“ und die Friseure werden von der Hauptstraße getrennt und Parkmöglichkeiten beseitigt mit entsprechenden Folgen für deren Wirtschaftlichkeit. Die Attraktivität dieser Geschäfte für Kundschaft von außerorts wird vermindert.
- Eine deutliche Erhöhung der Belastung in der Reyherstraße (+ 50 %) gerade in den Morgenstunden erschwert eine sichere Zufahrt und Parkvorgänge – sie beeinträchtigt damit den Einkauf mindestens bei Metzger, Post, Banken und Apotheke, wahrscheinlich auch für andere Geschäfte.
5. Öffentliche Infrastruktur
- Mit dem Kindergarten liegt direkt hinter der Sperrung ein besonders morgens in engem Zeitfenster hochfrequentierter Ort. Viele Eltern werden auch in Zukunft auf dem Weg zur Arbeit ihre Kinder mit dem Auto zum Kindergarten bringen. Sie verursachen heute über die Hirschbrunnen-Kreuzung wenige Meter Autoverkehr. Mit einer Teilsperrung entstehen Umwege, Wendemanöver und Unfallgefahr.
- Ebenfalls betroffen ist die freiwillige Feuerwehr, die im Einsatzfall eine schnelle Zufahrt (der Feuerwehrleute) und Abfahrt (der Einsatzfahrzeuge) benötigt. Eine Überfahrt entgegen der Fahrtrichtung der Einbahnstraße erhöht die Unfallgefahr für überraschte Fußgänger und andere Verkehrsteilnehmer sowie für die Feuerwehr im Einsatzstress.
- Zu berücksichtigen sind auch die Bedürfnisse des „Treffpunkt Filderblick“ Seniorenwohnheims, gerade auch bei ärztlichem Noteinsatz.
6. Regeln bei der Stadtplanung – „Kemnat stärken“ oder „spalten“?
- Für die Anwohner im südwestlichen Teil Kemnats sollten die gleichen Regeln gelten, die bei dem Neubaugebiets im Nordosten Kemnats angewendet wurden. Damals wurde als zusätzliche Ein-/ Ausfahrt die Franziskastraße gebaut mit der Begründung, dass die neuen Bewohner mehrere hundert Fahrten am Tag auslösen würden, die den Anwohnern der Württembergstraße und der Einmündung in die Heumadenerstraße nicht zugemutet werden könne (ein Garten eines Anwohners musste weichen und Boden wurde versiegelt).
- Vor diesem Hintergrund ist unverständlich, dass heute über 1000 Fahrten auf wenige Anliegerstraßen verteilt werden könnten und der Südwesten seinen zentralen Anschluss über die beiden Wohnsammelstraßen (Hohenheimer- und Birkacherstraße) an die Hauptstraße verlieren soll.
- Zum Vergleich: die nordöstliche Hälfte Kemnats hat 9 beidseitig befahrbare Zufahrten auf die Hauptstraße (mit (1) Franziskastraße (2) Württembergstr.
(3) Jakobstraße (4) Ulrichstraße (5) Rosenstraße (6) Pfarrstraße (7) Ob der Wette (8) Neidlingerstraße (9) Mühlstraße) während der Südwesten dann nur noch zwei beidseitig befahrbare Zufahrten hätte (Friedhof- und Reyherstraße), Zeppelinstraße als Zufahrt zum Gewerbegebiet nicht mitgezählt.
Fazit
Zusammenfassend stehen diese Nachteile aus unserer Sicht in keinem Verhältnis zum vermeintlichen Vorteil der besseren Nutzbarkeit als temporärer Marktplatz. Die Schaffung hochwertiger Plätze zum Verweilen und Kommunizieren ist auch in der „grünen Achse“ (verkehrsberuhigte Gegend um Pfarrstraße bis Friedhof) und am Wetteplatz geplant. Zudem ergibt sich die Verkehrsentlastung bei der Einbahnregelung vor allem in den Morgenstunden, die ohnehin weniger zum „Verweilen“ genutzt werden.
Für eine Marktnutzung wäre auch der Rosenplatz eine gute Alternative, da dort zwischen Bäcker, Metzger, weiterem Einzelhandel und Bushaltestelle mehr Laufkundschaft vorhanden ist.
Wir schlagen als Diskussionsbeitrag für den Platz am Hirschbrunnen eine Aufwertung auf der Basis von Variante 1 vor:
- verkehrsberuhigter Bereich (möglichst bis hin zum Kindergarten)
- optische Aufwertung durch Begrünung/Baumbepflanzung – der Platz ist vorhanden
- Pflasterung des Abschnitts und dadurch auch klare Trennung von Hauptstraße
- Beachtung Barrierefreiheit
- Durchfahrtmöglichkeit in beide Richtungen, um Umwege im Wohngebiet zu vermeiden
- Erhalt einer Mindestanzahl von Parkplätzen für das direkt anliegende Gewerbe
- ggf. Angebot Auflademöglichkeiten für Elektrofahrzeuge
- Fahrradabstellplätze
- Erhalt des Hirschbrunnens am derzeitigen Platz
Eine solche Lösung wäre ein Gewinn für alle Kemnater!